Mario und der Zauberer – ein tragisches Reiseerlebnis
- ein tragisches Reiseerlebnis
Am 06. Juni 2025 ist Thomas Manns 150. Geburtstag – wahrscheinlich würde er sich angesichts der aktuellen politischen Weltlage die Haare raufen.
Nicht umsonst hat sich dieser große deutsche Autor durch viele Zeitenwenden vom reichstreuen Konservativen zum überzeugten Demokraten und engagierten Gegner des Totalitarismus entwickelt. Dies ist Anlass genug sich Thomas Manns Novelle »Mario und der Zauberer« aus dem Jahr 1929 zuzuwenden. Sie geht auf einen Sommerurlaub der Familie Mann ins faschistische Italien der 20er Jahre zurück, der alles andere als eine Erholung war…
Das sonst so gastfreundliche Italien hat sich verändert. Nationalismus und Diskriminierung begegnen der Familie auf Schritt und Tritt. Im Hotel, im Speisesaal und sogar am Strand werden sie wie Menschen zweiter Klasse behandelt. Den Kindern zuliebe arrangiert man sich und bleibt. Der Besuch einer Zaubervorstellung soll für Ablenkung sorgen. Doch Zauberkünstler Cipolla entpuppt sich als gewiefter Hypnotiseur, der sein ebenso fasziniertes wie willenloses Publikum zu allerlei fragwürdigen Handlungen verführt. Wieder bleibt man den Kindern zuliebe, denn die ahnen nicht, was sich da vor ihren Augen abspielt und sind begeistert. Und so wird man Zeuge, wie Cipolla die Grenzen des Zumutbaren überreizt und sich die aufgeheizte Atmosphäre in einem Ende mit Schrecken entlädt. Einem höchst fatalen Ende.
Manns Novelle ist das feinsinnige Psychogramm einer Gesellschaft, die der Verführung des Totalitarismus erliegt und in der Aufgabe ihres eigenen Willens fast eine Art Befreiung erlebt – die Befreiung von persönlicher Verantwortung, Vernunft und Moral. Kaum hundert Jahre später stellt sich wieder die brennende Frage: Was ist uns unsere Freiheit wert? Wie widerstandsfähig sind wir als Gesellschaft? Und wie lange schauen wir zu, bis wir schließlich handeln?
Theater / Spielstätte
Studio Theater Stuttgart
Das Studio Theater Stuttgart ist ein echter Geheimtipp
Das mittlerweile über 50 Jahre bestehende Studio Theater Stuttgart mit seinem Kindertheater KRUSCHTELTUNNEL ist ein professionelles Zimmertheater mit zwei kleinen Bühnen. Es liegt in einem lauschigen, grünen Hinterhof in Stuttgarts Mitte – heutzutage eine kleine Rarität!
Seit 2008, unter künstlerischer Leitung von Christof Küster, hat sich die künstlerische Arbeit im Studio Theater Stuttgart weiterentwickelt, ist neue Wege gegangen und möchte mit seiner Stückauswahl auch ein jüngeres Publikum ansprechen.
Küsters Idee, einmal im Jahr einen „großen Klassiker auf kleiner Bühne“ wie z.B. Wilhelm Tell/Schiller, Prinz Friedrich von Homburg / Kleist, Maria Magdalena / Hebbel zu inszenieren und sonst hauptsächlich Theaterstücke junger Autoren wie: Philipp Löhle, Nis-Momme Stockmann, Marius von Mayenburg, Jonas Hassen Khemiri zu zeigen – da diese der Generation unserer „neuen“ Zielgruppe entstammen – geht auf.
So haben wir uns in Stuttgart durch frische und zeitkritische Inszenierungen bei Wohnzimmeratmosphäre einen Namen gemacht und gelten in Stuttgart, als auch der bundesweiten OFF-Szene, als Geheimtipp. Mittlerweile bei Theaterkennern bekannt und berüchtigt sind Christof Küsters aktuelle, politische Stückentwicklungen. Nach „Verdienste? Unbestritten! – Die Helmut Kohl Revue“ und dem umwerfendem Erfolg über Stuttgart 21 „Die Schlichtung – Das Musical“, das bei jeder einzelnen Vorstellung ausverkauft war, und bundesweit Schlagzeilen in sämtlichen Medien machte, setzte er sich 2017 mit „The Trump Trial“auf seine unvergleichliche Art mit dem neuen Präsidenten der Vereinigten Staaten auseinander.
Das Stadtmagazin LIFT nannte es „Das Berlin unter Stuttgarts Bühnen“.
Das Studio Theater wird von der Stadt Stuttgart und dem Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst (BW) institutionell gefördert.
Auszeichnungen
2002 Stuttgarter Theaterpreis – Zweiter Preis der Jury / „Pesthauch und Liebeslust“ nach „Dekameron“ von Giovanni Boccaccio / Regie: Hans Piesbergen Theater Wahlverwandte / Studio Theater Stuttgart
2003 Stuttgarter Theaterpreis – Publikumspreis und Preis für beste schauspielerische Leistung / „The killer in me is the killer in you my love“ von Andri Beyeler / Regie: Tanja Richter / Fliegen ab Stuttgart / Studio Theater Stuttgart
2009 Stuttgarter Theaterpreis „Erst schlafen, bevor ich geh“ von Christof Küster / Regie: Christof Küster / Projekt Stuttgart22
2010 wurden wir bei der Kritiker-Umfrage der Fachzeitschrift „Die Deutsche Bühne“ in der Rubrik „Ungewöhnlich überzeugende Theaterarbeit abseits großer Theaterzentren“ ausgezeichnet. „Arm, aber sexy, klein, aber erfrischend aktuell“ schrieb Adrienne Braun über das Studio Theater Stuttgart. 2011 hatten wir im August eine zweifache Nennung als Deutschlands bestes OFF-Theater und auch 2012, 2013, 2014 und 2016 blieben wir von der Deutschen Bühne nicht ungenannt.
2013 nominiert für den Stuttgarter Theaterpreis mit „Buntschatten und Fledermäuse“ / Regie: Christof Küster / Projekt Stuttgart22
2014 gewann Christof Küster mit seiner Inszenierung „Homo faber“ von Max Frisch den Monica Bleibteu Preis der Hamburger Privattheatertage.
2015 gewann Christof Küster mit seiner Studio Theater Inszenierung „Maria Magdalena“ von Friedrich Hebbel den Monica Bleibtreu Preis der Hamburger Privattheatertage für den besten Klassiker.
2018 gewann Christof Küster mit seiner Inszenierung „Hungaricum“ von den Gebrüdern Presnjakow den Monica Bleibtreu Preis der Hamburger Privattheatertage für die beste Komödie.
Die „Theaterbar“ öffnet eine Stunde vor der Vorstellung – bei schönem Wetter kann man im grünen Hinterhof wunderbar draußen sitzen. Die Getränke dürfen mit in den Theatersaal genommen werden!
Studio Theater Stuttgart
Hohenheimer Straße 44
70184 Stuttgart
- Website: www.studiotheater.de