Komm Ma Janz Nah Bei Mir

Eine autofiktionale Erzählung von Kunstkollektiv 10hoch27

Die Schauspielerin Sabine Christiane Dotzer, genannt Bine, findet nach dem Tod ihrer Großmutter Scheidungsdokumente aus den 60er Jahren. Dieser Fund wird zum Ausgangspunkt eines poetischen Dialogs, der die berührende Beziehung der beiden umkreist.

27. Oktober 1992, West-Berlin:
Mein elfter Geburtstag: Oma Herta gibt mir den wichtigsten Ratschlag meines Lebens: »Bienchen pass ma uff, dit is dein Leben und da kann dir keena rinreden, aber eens sag ick dir, pass schön uff und imma mit Gummi!«

24. Januar 1960, Ost-Berlin:
Oma Herta zieht um: »Nee, nich wegen de Politik. Bei uns jabs
Fisimatenten, deswegen ham wa uns rüba jemacht!«

StZ: » (…) „Gans prima!“ steht doppelt unterstrichen unter einem Gänsebraten-Rezept, das Sabine Christiane Dotzer noch vor Beginn ihrer autofiktionalen Erzählung „Komm Ma Janz Nah Bei Mir“ im Studio-Theater aus dem Kochbuch ihrer Oma Herta vorliest. Damit stimmt die Schauspielerin, die lange zum Ensemble der Landesbühne Esslingen gehörte und dort weiter als Gast auftritt, ihr Publikum auf ein Frauenleben ein. Beginnend in Pommern führte es von Ost- nach West-Berlin und barg bei allem Hang, das Herz auf der Zunge zu tragen, so manch dunkles Geheimnis.
Die Annäherung an die vertraute Großmutter, die mit ihrer schnoddrigen Direktheit die Enkelin immer wieder verblüffte, geschieht spartenübergreifend: durch das Spiel und die Erzählung der wandlungsfähigen Darstellerin, über die gegeigten musikalischen Sequenzen der Violinistin Anna Breidenstein und über Video-Einspielungen (Antonio Lallo), die wesensprägende Landschaften in den Theaterraum holen. Als bruchstückhafte Erinnerungsfetzen fügen sich diese Elemente zu einem lückenhaften Mosaik voller vager Ahnungen um bittere Wahrheiten. (…) „Da kamen die Russen, und fünf Mann sind über mich drüberjerollt“ brachte Oma Herta ein Stück Zeitgeschichte und ihr privates Schicksal mit Berliner Zungenschlag lapidar auf den Punkt. Auch dass die Ehe mit einem zwanzig Jahre älteren Mann und das Kartenlegen für Nachbarsfrauen, die wissen wollten, ob ihre Männer aus Krieg und Gefangenschaft wiederkehren, reine Überlebensstrategie war, scheint im heiteren Plauderton dunkel auf. (…)
Unter der Lichtregie von Daniel Winkenbach finden die szenischen, visuellen und akustischen Mosaikteile immer wieder zu erhellenden Verdichtungen, wobei das von Sabine Dotzer gegründete Kunstkollektiv 10 hoch 27 dem Publikum viel Freiraum lässt, um die losen Erzählstränge fortzuspinnen. Auch wenn nicht jeder eine Oma Herta hat, so steht ihr Typus mit der Eigenheit, den Zumutungen des Lebens mit schnoddriger Treffsicherheit zu begegnen, doch für eine ganze Generation. (…)«

Konzeption und Spiel: Sabine Dotzer / Violine: Anna Breidenstein / Video: Antonio Lallo / Guardaproduction

Dauer: 75 Min. keine Pause

Theater / Spielstätte

Studio Theater Stuttgart Innenhof

Studio Theater Stuttgart

Das Studio Theater Stuttgart ist ein echter Geheimtipp

Das mittlerweile über 50 Jahre bestehende Studio Theater Stuttgart mit seinem Kindertheater KRUSCHTELTUNNEL ist ein professionelles Zimmertheater mit zwei kleinen Bühnen. Es liegt in einem lauschigen, grünen Hinterhof in Stuttgarts Mitte – heutzutage eine kleine Rarität!
Seit 2008, unter künstlerischer Leitung von Christof Küster, hat sich die künstlerische Arbeit im Studio Theater Stuttgart weiterentwickelt, ist neue Wege gegangen und möchte mit seiner Stückauswahl auch ein jüngeres Publikum ansprechen.
Küsters Idee, einmal im Jahr einen „großen Klassiker auf kleiner Bühne“ wie z.B. Wilhelm Tell/Schiller, Prinz Friedrich von Homburg / Kleist, Maria Magdalena / Hebbel zu inszenieren und sonst hauptsächlich Theaterstücke junger Autoren wie: Philipp Löhle, Nis-Momme Stockmann, Marius von Mayenburg, Jonas Hassen Khemiri zu zeigen – da diese der Generation unserer „neuen“ Zielgruppe entstammen – geht auf.
So haben wir uns in Stuttgart durch frische und zeitkritische Inszenierungen bei Wohnzimmeratmosphäre einen Namen gemacht und gelten in Stuttgart, als auch der bundesweiten OFF-Szene, als Geheimtipp. Mittlerweile bei Theaterkennern bekannt und berüchtigt sind Christof Küsters aktuelle, politische Stückentwicklungen. Nach “Verdienste? Unbestritten! – Die Helmut Kohl Revue” und dem umwerfendem Erfolg über Stuttgart 21 “Die Schlichtung – Das Musical”, das bei jeder einzelnen Vorstellung ausverkauft war, und bundesweit  Schlagzeilen in sämtlichen Medien machte, setzte er sich 2017 mit „The Trump Trial“auf seine unvergleichliche Art mit dem neuen Präsidenten der Vereinigten Staaten auseinander.
Das Stadtmagazin LIFT nannte es „Das Berlin unter Stuttgarts Bühnen“.
Das Studio Theater wird von der Stadt Stuttgart und dem Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst (BW) institutionell gefördert.

Auszeichnungen

2002 Stuttgarter Theaterpreis – Zweiter Preis der Jury / “Pesthauch und Liebeslust” nach “Dekameron” von Giovanni Boccaccio / Regie: Hans Piesbergen Theater Wahlverwandte / Studio Theater Stuttgart

2003 Stuttgarter Theaterpreis – Publikumspreis und Preis für beste schauspielerische Leistung / “The killer in me is the killer in you my love” von Andri Beyeler / Regie: Tanja Richter / Fliegen ab Stuttgart / Studio Theater Stuttgart

2009 Stuttgarter Theaterpreis “Erst schlafen, bevor ich geh” von Christof Küster / Regie: Christof Küster / Projekt Stuttgart22

2010 wurden wir bei der Kritiker-Umfrage der Fachzeitschrift “Die Deutsche Bühne” in der Rubrik “Ungewöhnlich überzeugende Theaterarbeit abseits großer Theaterzentren” ausgezeichnet. “Arm, aber sexy, klein, aber erfrischend aktuell” schrieb Adrienne Braun über das Studio Theater Stuttgart. 2011 hatten wir im August eine zweifache Nennung als Deutschlands bestes OFF-Theater und auch 2012, 2013, 2014 und 2016 blieben wir von der Deutschen Bühne nicht ungenannt.

2013 nominiert für den Stuttgarter Theaterpreis mit “Buntschatten und Fledermäuse” / Regie: Christof Küster / Projekt Stuttgart22

2014 gewann Christof Küster mit seiner Inszenierung “Homo faber” von Max Frisch den Monica Bleibteu Preis der Hamburger Privattheatertage.

2015 gewann Christof Küster mit seiner Studio Theater Inszenierung “Maria Magdalena” von Friedrich Hebbel den Monica Bleibtreu Preis der Hamburger Privattheatertage für den besten Klassiker.

2018 gewann Christof Küster mit seiner Inszenierung “Hungaricum” von den Gebrüdern Presnjakow den Monica Bleibtreu Preis  der Hamburger Privattheatertage für die beste Komödie.

Die “Theaterbar” öffnet eine Stunde vor der Vorstellung – bei schönem Wetter kann man im grünen Hinterhof wunderbar draußen sitzen. Die Getränke dürfen mit in den Theatersaal genommen werden!

Studio Theater Stuttgart
Hohenheimer Straße 44
70184 Stuttgart